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Pressetext

Lebensunwert

Paul Brune studiert Germanistik und Philosophie. Er will Lehrer am Gymnasium werden. Doch seinen Beruf wird er nie ausüben. Eine Irrenhausakte aus der Nazizeit zerstört sein Leben.

In einem kleinen Dorf am Randes des Sauerlandes wird Paul Brune 1935 geboren. Er ist das Kind einer außerehelichen Beziehung seiner Mutter mit einem reichen Bauern. Der betrogene Ehemann rächt sich und misshandelt Pauls Mutter schwer. Paul ist kaum ein Jahr alt, als seine Mutter diesem Schrecken ein Ende setzen will. Mit drei ihrer Kinder versucht sie sich zu ertränken. Dabei stirbt ein Sohn. Eine Tat mit schwersten Folgen in der Zeit der Nazi-Herrschaft. Für Paul Brune der Beginn eines endlosen und entsetzlichen Albtraums. Seine Mutter wird für geisteskrank erklärt und zwangssterilisiert, er selbst und seine Geschwister kommen in Waisenheime.

Als Paul Brune acht Jahre alt ist, diagnostiziert ein von der nationalsozialistischen „Rassenhygiene“ überzeugter Arzt bei ihm ererbte „Geisteskrankheit“. Paul Brune wird als "lebensunwert“ verdammt und zur Euthanasie erfasst. Nur dank seiner guten schulischen Leistungen entkommt er knapp dem Tod. Den „Idiotenanstalten“ aber, in denen auch nach dem offiziellen Euthanasiestopp 1941 weiter mit Medikamenten, Hunger und Gewalt gemordet wird, entkommt er nicht. Auch nach der Zeit des Nationalsozialismus nicht. Das Stigma des Geisteskranken verfolgt Paul Brune unerbittlich weiter. Die Nazi-Herrschaft ist zwar vorüber, aber sowohl die Vorurteile bleiben als auch die menschenverachtenden Verhältnisse in den psychiatrischen Anstalten. Bis 1957 lebt Paul Brune in Heimen und als Knecht bei "Pflegefamilien" auf dem Land, die ihn als billige Arbeitskraft ausbeuten. Menschliche Zuneigung ist ein Fremdwort. Schließlich erreicht Paul Brune aus eigener Kraft die Aufhebung seiner Entmündigung und kämpft für das Recht, die ihm vorenthaltene Bildung nachzuholen. Dank seines eisernen Willens gelingt es ihm, Abitur zu machen und sein Studium in Germanistik und Philosophie zu Ende bringen. Lehrer werden kann er aber nicht. Immer wieder taucht die alte Irrenhausakte aus der Nazi-Zeit auf. Erst im Jahr 2003, nach fünf Petitionen, wird er als Verfolgter des Nazi-Regimes anerkannt. Kaum einem überlebenden Euthanasie-Opfer ist das gelungen. Dennoch bleiben Fragen: warum tun sich die politisch Verantwortlichen in der BRD so schwer, Nazi-Urteile aufzuheben, die auf der Ideologie der Rassenhygiene beruhten?
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