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Besetzter Traum

Ein Film von Robert Krieg

Im September 1991 treffen sich in einem Garten in Zwickau am Fuß des Erzgebirges sieben Menschen und halten kritisch Rückschau auf das, was ihnen im Verlauf von zwei Jahren nach der sogenannten "Wende" an persönlichem Schicksal widerfahren ist. In dieser Zeit ist die DDR vom Erdboden verschwunden. Die rund vierzigjährige Geschichte eines eigenständigen Landes hat sich in Nichts aufgelöst. Trotz unterschiedlicher politischer und sozialer Herkunft und Generationszugehörigkeit verbindet die im Garten Versammelten ihr Widerstand gegen die Preisgabe von Überzeugungen und Ideen, für die sie vor und nach der Wende gekämpft haben:

– die Bürgerrechtlerin und junge Mutter Susanne Trauer
– der ehemalige Landesgeschäftsführer des Neuen Forums Erwin Killat, der seit den fünfziger Jahren in kirchlichen Oppositionskreisen aktiv war
– der ehemalige Diakon und Sozialamtsleiter Reinhard Kuban
– der früher im Tiefbauamt tätige Bauingenieur Joachim Biskupski, der heute ein eigenes Bauunternehmen führt
– die Krankenschwester Monika Opitz, die ihren Arbeitsplatz verloren hat
– die Puppenspielerin und alleinerziehende Mutter Katja Gutenschwager
– der Friedensaktivist und EDV-Unternehmer Hans Hartzsch.

Zahlreich sind sie geworden, die filmischen Momentaufnahmen über die Befindlichkeiten in der ehemaligen DDR. Robert Krieg zeigt mit seiner Langzeitstudie mehr als nur den Augenblick. Zwischen Februar 1990 und September 1991 machte er sich im Raum Zwickau auf die Spurensuche nach den Hoffnungen und Wünschen der Menschen, die nach der Revolution an einen Dritten Weg geglaubt haben, einen Mittelweg zwischen real existierendem Sozialismus und real existierendem Kapitalismus. Nun werden sie gezwungen, ein Resümee zu ziehen, ehrlich einzugestehen, was übriggeblieben ist von ihrer Hoffnung auf eine neue Republik und ihrem damaligen politischen Engagement. Während sich die Protagonisten unterhalten, blendet der Film zurück. Die Kamera begleitet die Akteure mehr als eineinhalb Jahre lang und gewährt Einblicke in ganz persönliche, politische und wirtschaftliche Werdegänge: Der Bauunternehmer, der sich erfolgreich mit der Marktwirtschaft arrangiert hat; die junge Mutter, die erkennt, daß sie sich den jetzt herrschenden Kräften viel weniger gewachsen fühlt als dem ehemaligen SED-Regime; der Sozialamtsleiter, der vergeblich gehofft hat, etwas herüberretten zu können von der Idee, daß die Macht vom Volke ausgeht; der Alt-Oppositionelle, der die Erfahrung von "Treuhand" und Besatzermentalität "abgewickelt" zu werden, mit der schmerzlichen Erkenntnis kommentiert: "Freiheit haben wir immer gewollt, – aber jetzt müssen wir lernen, uns ihr auch auszusetzen."
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